Aprilbowle 2025 – Kurzschriften und Ostererwachen

Der April war sehr, sehr trocken und dennoch gibt die Natur ihr Bestes und wenn die Obstbäume in voller Blüte stehen, der Löwenzahn in sonnigem Gelb leuchtet und die Wiesen saftig grün werden, geht mein Herz auf. Frühling eben. Die Ostertage gepaart mit der erwachenden Natur haben gut getan.

Im Salzburger Landestheater durfte ich zwei sehr schöne Aufführungen erleben: Friedrich von Flotows Oper „Martha“, die Mitte des 19. Jahrhunderts die meistgespielte Oper war, jedoch heute nur noch selten auf den Bühnen zu sehen ist.
Und eine Posse von Ödön von Horváth mit dem Titel „Hin und Her“ in den Kammerspielen, die Flucht und Heimatlosigkeit thematisiert.
Beides großartige Produktionen, die mir lange im Gedächtnis bleiben werden.

In meinem Heimattheater ging es musikalisch zurück ins 18. Jahrhundert mit der Oper „Orpheus und Eurydike“ von Christoph Willibald Gluck, die 1762 im Wiener Burgtheater uraufgeführt worden war.

Aus den öffentlich-rechtlichen Mediatheken hatte ich mir diesen Monat zwei Produktionen herausgesucht:
Zum einen den hervorragenden ZDF-Film „Rosenthal“ mit Florian Lukas in der Hauptrolle. Wirklich empfehlenswert!

Zum anderen die erste Staffel (d.h. 6 Folgen) der britischen Serie „Hotel Portofino“ – hier hatte ich vor einiger Zeit den Roman von JP O’Connell gelesen. 1926 an der italienischen Riviera: ein Hotel, das von einer britischen Familie geführt wird, gerät in die Wirren des immer stärker werdenden italienischen Faschismus. Wer schnell ist und etwas Italiensehnsucht verspürt, kann noch bis zum 8. Mai 2025 in der ARD Mediathek reinschauen.

Noch immer ist es hier auf dem Blog ein wenig ruhiger als sonst und wie für das Schreiben, fehlte auch für lange Texte oder dicke Bücher etwas die Muße und Konzentration. Dafür hatte ich diesen Monat jedoch viel Freude an schmaleren Büchern, kürzeren Texten und vor allem auch an Lyrik. Alles hat seine Zeit.

Ein Besuch in Salzburg war willkommener Anlass, mich mal ausführlich in Georg Trakls „Sämtliche Gedichte“ zu vertiefen. Für meine Monatsbowlen hatte ich ja schon häufiger Gedichte von ihm ausgewählt.

Den neuen Krimi der Reihe um Inspector Zabini wollte ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen und bin mit Günter Neuwirths „Wettlauf in Triest wieder ins Triest der k.u.k.-Zeit gereist, wo dieses Mal unter anderem auf der Pferderennbahn ermittelt wird.

Viel Freude und eine ordentliche Prise Urlaubsstimmung hatte ich bei der Lektüre von Kerstin Holzers Buch „Thomas Mann macht Ferien“, das die Familie Mann bei einem Sommerurlaub am Tegernsee begleitet.

„Ferien machen, was heißt das anderes, als zu versuchen, so manchem Dunkel zu entwischen und den Kopf mit frischen, beglückenden Gedanken und Eindrücken zu füllen? Womöglich mit: Frieden?

(aus Kerstin Holzer „Thomas Mann macht Ferien“, S.28)

Märchenhaft ging es dann weiter mit einem echten Schmuckstück bzw. einem ganz besonderen Werk, das die Philosophin und Autorin Hannah Arendt von einer ganz neuen Seite zeigt: Denn bei „Die weisen Tiere“ handelt es sich um ein Märchen aus Arendts Feder, das Hildegard Keller nun selbst illustriert und herausgegeben hat.

Zudem habe ich mich auch immer wieder in Hilde Domins „Sämtliche Gedichte“ vertieft. Eine schmerzvolle, aber schöne Lyrik-Lektüre.

Und kurz, knackig, klein aber fein war dann auch ein zauberhaftes Bändchen aus der Insel-Bücherei in kleinem Format: Kurt Tucholsky „Vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße“, das einige von Matthias Reiner ausgewählte Gedichte und kurze Prosatexte des berühmten Schriftstellers sowie Illustrationen von Katrin Stangl enthält.

Für mich eher ungewöhnlich und etwas abseits meiner ausgetretenen, gewohnten Lesepfade war Georgina Moores Familiendrama „Die Garnett Girls“, das auf der Isle of Wight spielt. Hierzu in Kürze sicher mehr.

Und wirklich begeistert hat mich die Lektüre des Debütromans von Sarah Lorenz „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“, in welchem die junge Elisa, die in ihrem Leben schon so einiges wegstecken musste, ins herzerfrischende Zwiegespräch mit der von ihr heiß geliebten Lyrikerin Mascha Kaléko geht.

„Eine echte Buchhandlung muss Kopfsteinpflaster vor der Tür haben. Eine echte Buchhandlung darf nicht zu modern wirken. Sie muss in jedem Jahrhundert dort gestanden haben können. Man darf ihr nicht ansehen, dass wir schon in der Zukunft leben. Das ist sehr wichtig, viele vergessen, wie wichtig diese Tatsache für das echte Buchhandlungsgefühl ist. Ich nicht!“

(aus Sarah Lorenz „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“, S.9)

Vielleicht ist dieses Mal auch bei den Buchvorstellungen alles etwas kürzer als sonst. Ich hoffe, Ihr seht mir das nach, aber in der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze. Zudem folgen für einige Bücher sicherlich noch ausführlichere Beiträge.

Was bringt der Mai?

Die Natur bräuchte dringend Feuchtigkeit und Regen – also hoffen wir auf etwas Erfrischung für die Natur, sowie für Geist und Seele. Aber natürlich freue ich mich auch auf gelegentliches Biergartenwetter bzw. schöne Auszeiten im Freien.

Möge dieser Monat seinem Namen Ehre machen und auch für Euch ein wonniger sein. Macht es Euch fein! Geht in die Buchhandlung – in eine echte natürlich! Genießt den Frühling, Musik, Kultur und gute Bücher!

Die ausführlichen Rezensionen sind jeweils auf den farbig hinterlegten Titeln verlinkt und ein Klick führt direkt zum jeweiligen Beitrag, wo dann auch die entsprechenden bibliographischen Angaben zu finden sind.

Gaumen-Highlight April:
Schon eine Weile nicht mehr getrunken, aber diesen Monat erneut mit Genuss für mich wiederentdeckt: eine schöne Tasse Jasmintee.

Musikalisches im April:
Tief berührt hat mich diesen Monat Edward Elgars „Nimrod (Lux aeterna)“ in der a cappella-Version des Vokalensembles VOCES8, das hier auf YouTube nachzuhören ist.

„Inga und ich haben einen besonderen Platz hinter der Waschküche, wo die ersten Leberblümchen wachsen. Und dann haben wir eine Stelle, da wächst der gelbe Goldstern. Und auf allen Wiesen von Bullerbü wachsen Buschwindröschen, dass es nur so wimmelt. Wir pflücken Leberblümchen und Buschwindröschen und Goldstern. Und wenn wir uns den Strauß unter die Nase halten, dann wissen wir, dass es Frühling ist, auch wenn wir die Augen zumachen.“

(aus Astrid Lindgren „Die Kinder aus Bullerbü“, S.209)

Und eine Premiere hier auf dem Blog gibt es heute auch noch:
Ich habe mich diesen Monat einfach mal selbst daran versucht, Haikus zu schreiben, zumal ich gerade Freude an dieser traditionellen, aus Japan stammenden Gedichtform gefunden habe. Hier ein paar Kostproben und Frühlingsimpressionen, vielleicht springt ja ein Fünkchen über:

Frühlingsherzklopfen
in rosa Blütenwolken
vom Wind zerstoben

© Kulturbowle 2025

Löwenzahnsonnen
von lichten Strahlen geküsst
zaubern ein Lächeln

© Kulturbowle 2025

Gänseblümchenmeer
weckt Bullerbügefühle
Wurzeln der Kindheit

© Kulturbowle 2025

Den Frühling spüren
Windhauch durch helles Grün
mit zartem Streicheln

© Kulturbowle 2025

Durch das Abendlicht
sendet die Sonne Strahlen
die tiefer gehen

© Kulturbowle 2025

8 Kommentare zu „Aprilbowle 2025 – Kurzschriften und Ostererwachen

  1. Ahh danke für den Serien-Tipp. Da schau ich mal rein, das Buch habe ich hier liegen für die entsprechende Reise dorthin eingeplant 🙂 Ganz liebe Grüße, Sabine

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    1. Sehr gerne, Sabine.
      Eine Reise nach Portofino… das klingt verlockend.
      Ich hoffe, Du berichtest danach … denn ich bin ja ein großer Fan Deiner „… by the Book“-Reihe. 🙂
      Herzliche Sonntagabendgrüße und eine gute kommende Woche! Barbara

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    1. Das Lob freut mich sehr! Vielen lieben Dank, Bernd!
      Ich hatte ein wenig überlegt, ob ich die Haikus hier einbauen soll… daher freut mich Deine Rückmeldung besonders.
      Seit gestern bekommt die Natur hier auch etwas frische Feuchtigkeit, es regnet (zumindest ab und an) etwas.
      Herzliche, frühlingshafte und erfrischte Montagmorgengrüße und eine gute Woche! Barbara

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    1. Ja, das freundliche, saftige Frühlingsgrün und die Wiesenblumen haben bei mir wirklich Bullerbügefühle geweckt. 🙂
      Da musste ich dann gleich mal blättern und nach einem passenden Zitat suchen.
      Viele Grüße!

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