Spiel’s nochmal Basil

Kennt Ihr das, wenn man vor Begeisterung übersprudelt und fast platzen könnte? Und man sein Glück am liebsten mit allen Leuten teilen möchte? So geht es mir gerade, denn ich bin immer noch hin und weg von einem Theaterbesuch, der unbedingt geteilt und hier festgehalten werden möchte. Zumal der März ausnahmsweise mal wieder ganz ohne Theaterbesprechung auf meiner Kulturbowle vorbeigerauscht ist, wird es ohnehin mal wieder höchste Zeit:

Also werft Euch in Schale, holt die schicken Klamotten aus dem Schrank und los geht’s:
Denn genau das haben für die zauberhafte Rat-Pack-Revue „Coleman’s Twelve“ im Landestheater Niederbayern auch viele Theaterbesucher gemacht. Bereits im Vorfeld wurde kommuniziert: Abendgarderobe im Rat Pack-Stil erwünscht und so waren tatsächlich viele Menschen im Publikum im feinen Zwirn und adretten, stilvollen Kleidern erschienen. Sich wieder einmal herausputzen für den Theaterbesuch, ein willkommener, erfreulicher Anlass – gerade für viele Damen – endlich mal wieder ein schickes Kleid auszuführen.

Und für reichlich Glamour und gutaussehende sowie gut gekleidete Menschen auf der Bühne war auch gesorgt – doch noch viel wichtiger: dabei handelte es sich vor allem auch um erstklassige Musiker und Musikerinnen: eine große Big Band verstärkt durch einige Streicher – besetzt aus den Reihen der Niederbayerischen Philharmonie – unter der Leitung des Generalmusikdirektors des Landestheater Niederbayerns und Namensgeber des Abends Basil H. E. Coleman, der zugleich den Part des Pianisten einnahm.

2018 war die erste Rat Pack-Revue des Landestheater Niederbayerns „Coleman’s Eleven“ ein Riesenerfolg und nahezu immer ausverkauft.
„Fünf Jahre, eine Pandemie und drei Lockdowns später“ wie Tobias Ulrich in seiner Moderation treffend bemerkte, sind das bewährte Konzept und vor allem die Hauptakteure bzw. das Dreamteam bestehend aus Sängerin Nadine Germann, sowie den Sängern Tobias Ulrich und Jeffrey Nardone sowie Basil H. E. Coleman als musikalischer Leiter wieder zurück auf der Bühne. Und erneut springt der Funke über und lässt das Publikum mitswingen, lachen und eine gute Zeit haben. Es ist wieder Showtime!

Liest man bei Wikipedia unter „Rat Pack“ nach, dann erhält man folgende Beschreibung der legendären Bühnenshows: „Sie bestanden aus einer Mischung aus kabarettistischen Dialogen zwischen den Entertainern und dem Publikum sowie Darbietungen von damals bereits größtenteils weltbekannten Songs, untermalt von Alkoholexzessen und Witzeleien.“ (Quelle: Wikipedia)

Und mit Ausnahme der Alkoholexzesse – die nur spielerisch angedeutet werden – bekommt all diese Elemente auch das niederbayerische Publikum serviert. Witzige Überleitungen, amüsante Moderationen, schwungvolle Tanzeinlagen und natürlich die ganz großen Hits wie „Strangers in the night“, „My way“ und „New York, New York“ werden geboten.

Tobias Ulrich ist ein charmanter, souveräner Entertainer, dem es ebenfalls gelingt, mit dem Publikum zu schäkern und dieses einzubinden. Doch er weiß auch gesanglich und tänzerisch zu überzeugen und kann sich bei Nummern wie „Love and Marriage“ oder „Besame mucho“ sowohl von der komödiantischen als auch der gefühlvollen Seite präsentieren.

Eine große Showtreppe, Funken sprühendes Bühnenfeuerwerk, große Roben und glamouröse Kleider für die Diva des Abends Nadine Germann, die das Publikum durch ihre Stimme mit unvergleichlichem Timbre, faszinierenden Improvisationen und mitreißenden Tanzeinlagen zu begeistern versteht. Mit Gershwins „Summertime“, „All of me“ oder auch „Fever“ kann sie besondere Glanzlichter des Abends setzen.

Für wahre Gänsehautmomente sorgte vor allem jedoch der Tenor Jeffrey Nardone mit großer Stimme und seiner gefühlvollen Interpretation von „Let me try again“ oder „My way“. Kein Wunder also, dass hier im Publikum auch mit so manchen Tränchen im Knopfloch gekämpft wurde.

Glamour, Glitzersakkos und glanzvolle Momente. Da wird gelacht, das Tanzbein geschwungen, die langen Mikrofonkabel über die Bühne geschleudert (auch hier wird auf Authentizität gesetzt) und die Chemie auf der Bühne stimmt.
Kraftvolle Songs wie „Feeling good“, flottes Tempo bei „Hit the road Jack“ und Leichtigkeit in „Fly me to the moon“ oder „Ain’t that a kick in the head“ – die Musik spricht für sich und man kann und will sich ihr nicht entziehen.
Man spürt und merkt, mit welcher Freude die Akteure singen und musizieren, so dass auch das Publikum für zweieinhalb Stunden die Welt um sich herum vergessen kann und die rosarote Brille tragen darf, wie Tobias Ulrich beim seinem Song „Looking at the World through Rose Colored Glasses“.

Der Regie von Margit Gilch, die selbst – unterstützt von Valentin Brunner und Paul Färber als Barkellner – mit auf der Bühne bzw. dort hinter der Bar steht und für den choreografischen Rahmen der Show sorgt, ist es auf charmante Weise gelungen, die Stars des Abends und vor allem auch die wunderbaren Songs gekonnt in Szene zu setzen, so dass man sich wirklich ins legendäre Sands Hotel im Las Vegas der Sechziger versetzt fühlt.

Es war einer dieser Theaterbesuche mit WOW-Effekt, der viel zu schnell verflogen ist und gerne noch länger hätte dauern dürfen. Danach verlässt man das Theater beglückt, beschwingt und selig. Einfach zum Schwelgen…
So, dass man sich – inspiriert durch die Zugabe „As time goes by“ – hätte wünschen mögen: „Spiel’s noch einmal Basil“. Und ich habe mir diesen Wunsch erfüllt, denn ich habe mir bereits eine Karte für eine weitere Vorstellung von „Coleman’s Twelve“ gesichert – und werde ganz bestimmt jede Minute genießen. Nostalgie in ihrer schönsten Form!

Gesehen am 02. April 2023 im Landestheater Niederbayern (Theaterzelt Landshut)

Coleman’s Twelve“ ist in dieser Spielzeit noch an einigen wenigen Terminen in Landshut und Passau zu sehen. Genaue Daten und weitere Details findet man jederzeit auf der Homepage des Landestheater Niederbayern. Zudem findet ihr dort auch schöne Fotos und einen feinen, kurzen Videotrailer der Aufführung, wenn Ihr Euch ein Bild machen wollt.

***

Wozu inspirierte mich bzw. woran erinnerte mich „Coleman’s Twelve“:

Für den Gaumen:
Dank einer kleinen Bar auf der Bühne war für die – hauptsächlich flüssige – Verpflegung der SängerInnen gesorgt. Stilecht gab es Whisky (keine Angst – da hat die Requisite sicherlich die Flaschen farbecht anderweitig und alkoholfrei gefüllt). Und sogar eine Geburtstagstorte kam zum Einsatz…

Zum Weiterhören (I):
Tja, wo anfangen und wo aufhören: Der Abend strotzte vor Evergreens, Lieblingstiteln und Ohrwürmern, so dass man gar nicht alle aufführen kann. Wer Swing mag, wird in letzter Zeit weder an Robbie Williams’ Swing-Album „Swing when you are winning“ (auch daraus war etwas in „Coleman’s Twelve“ vertreten), das ich sehr gerne höre, noch an Michael Bublé vorbeigekommen sein. Beide haben eindrucksvoll bewiesen, dass die Swing-Musik im Rat-Pack-Style auch heute noch viele Menschen begeistern kann.

Zum Weiterhören (II):
Aber zwei Songs zum Reinhören und mitsingen möchte ich dann doch noch verlinken. Für alle, die ein bisschen rosarote Brille vertragen können: „Looking at the World through Rose Colored Glasses.
Oder für diejenigen, die eine gefühlvolle Ballade hören wollen:Let me try again. Zwei verschiedene Facetten von Frank Sinatra – viel Spaß damit!

9 Kommentare zu „Spiel’s nochmal Basil

  1. Da wäre ich gerne auch dabei gewesen, liebe Barbara! Deine Begeisterung ist übergesprungen, zumal ich Swing-Musik und große Show auch gerne mag. Danke fürs Mitnehmen! LG Anke

    Gefällt 2 Personen

    1. Das freut mich sehr. Vielen lieben Dank, Anke! Das Mitnehmen war mir ein Vergnügen und die Begeisterung musste einfach irgendwie raus… 🙂 Ganz herzliche Grüße nach Italien und schöne Ostertage! Buona Pasqua! Barbara

      Gefällt 1 Person

    1. You‘re welcome. And thank you very much!
      Ich sehe schon, der Las Vegas-Sound ist bereits auf Dich übergesprungen. 😉
      Ich wünsche Dir auch frohe Ostern, schöne, erholsame Feiertage und heute einen guten Gründonnerstag! Take care! Barbara

      Gefällt 1 Person

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