Märzbowle 2025 – Fastenzeit und Planänderungen

Im März hatte das Leben – neben dem Beginn der Fastenzeit, der Zeitumstellung und den freundlich knospenden Frühblühern – auch noch ein paar vorübergehende Prioritätenverschiebungen und unerwartete Planänderungen für mich im Angebot, so dass etwas weniger Zeit und Muße fürs Schreiben und Bloggen blieb als sonst üblich. So ist das eben manchmal.

Doch den Monatsrückblick bzw. meine Monatsbowle will ich Euch natürlich auch dieses Mal nicht vorenthalten, zumal es gerade kulturell und literarisch wirklich auch sehr viel Schönes und Teilenswertes zu berichten gibt.

Einen sehr vergnüglichen und kurzweiligen Theaterabend bescherte mir die Komödie „Ein Satz zu viel“ von Éric Assous im Landshuter Salzstadl. Ein spritziges, hintersinniges Stück und grandios gespielt – vor allem in den Hauptrollen von Antonia Reidel und Reinhard Peer.
Glamour, Glitzer, tolle Musik und „all that Jazz“ gab es in der funkelnden Musicalinszenierung von „Chicago“ – dazu ein ausverkauftes Landshuter Theaterzelt und begeistertes Publikum! So macht Theater Spaß!
Und sogar eine Oper gab es noch diesen Monat, und zwar Richard Strauss’ „Ariadne auf Naxos“, die ich tatsächlich vorher noch nie live gesehen hatte. Schön, dass Marie-Luise Dreßen hier als hochkarätige, gesangliche Einspringerin für die erkrankte Erstbesetzung in der Rolle des Komponisten die Aufführung kurzfristig retten bzw. ermöglichen konnte.

Aus den Mediatheken hatte ich mir eine Kurzserie und zwei Filme herausgepickt:
Einen kritisch-zynischen Blick in die britische Medienlandschaft und Gesellschaft geben die vier Folgen der britischen Serie „Douglas is Cancelled“ mit Hugh Bonneville (noch bis 27.06.25 in der ARTE Mediathek), den viele wohl aus „Downton Abbey“ oder „Paddington“ kennen.

Da ich Lutz Seilers Roman „Kruso“, für den er 2014 den Deutschen Buchpreis erhalten hat, bereits vor langer Zeit gelesen hatte, habe ich mich (ausnahmsweise) auch an die Verfilmung herangetraut, die in der ARD Mediathek zu sehen war. Hiddensee 1989 und ein junger Mann erlebt als Hilfskraft in einer Ferienunterkunft die letzten Monate der DDR…

Inspiriert durch die Lektüre von Josephine Teys großartigem Krimi „Alibi für einen König“, war schnell klar, dass ich auch den Film „The Lost King“ über die Entdeckung des Grabs Richard III. unter einem Parkplatz in Leicester im Jahr 2012 – basierend auf einer wahren Begebenheit – sehen möchte. Wirklich empfehlenswert und für Kurzentschlossene übrigens noch bis zum 08.04.25 in der ARD Mediathek verfügbar!

Und trotz der erwähnten Planänderungen habe ich es geschafft, so manches zu lesen – auch wenn ich noch nicht dazu gekommen bin, die Bücher näher hier auf dem Blog vorzustellen. Für einige werde ich das aber sicher noch nachholen, deshalb jetzt kurz und knackig:

Eine spannende und düstere Geschichte aus Paris, welche auch eine Serie von Terroranschlägen während der Achtziger Jahre thematisiert, gab es im Roman Was du nie sehen wirstder niederländischen Autorin Sacha Bronwasser. Hierzu gibt es in Kürze mehr.

Bereits vorgestellt habe ich die interessante Familiengeschichte des Augsburger Reisemalers Johann Moritz Rugendas, die Marie Gaté in ihrem Roman Miradorerzählt hat. Der Zeitgefährte Humboldts verewigte seine Eindrücke, die er auf Reisen nach Mittel- und Südamerika gewann, in feinen Gemälden, die teils noch heute im Familienbesitz der Nachkommen sind.

Ein optisches und ganz besonderes Schmuckstück ist der neue Band aus der Reihe Lieblingsbücher von Galiani Berlin: Die Illustratorin Kat Menschik hat für ihre Lieblingsmärchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen eine ganz besondere und ausdrucksvolle Farb- und Formensprache gefunden. Eine ganz zauberhafte Märchenstunde – auch für Erwachsene!

Inspiriert von meiner geschätzten Bloggerkollegin Sabine alias Bingereader gab es für den kleinen Krimihunger zwischendurch einen Krimiklassiker von John Bude aus dem Jahr 1935 mit „Mord in Cornwall“. Ein Priester ermittelt an der südenglischen Küste…

Und auch mein Lesekreis führte mich diesmal zu einem Werk aus den Dreißigern und zwar zu Herbert Clyde Lewis’ kleinem, feinen Band „Gentleman über Bord“ aus dem Jahr 1937. Der Passagier eines Kreuzfahrtschiffs geht mitten auf dem Ozean unbemerkt und unfreiwillig über Bord… wer wissen will, was ihm dann durch den Kopf geht, muss dieses Buch lesen.

Hochinteressante Perspektiven und Denkanstöße bekam ich durch Annette Kehnels Sachbuch „Die sieben Todsünden“. Hinter der historischen Formulierung der Todsünden verbirgt sich grundlegendes Menschheitswissen, das auch heute noch in vielen Aspekten hochaktuell ist und Gültigkeit besitzt. Großartig und verständlich geschrieben eröffnet der Roman neue Sichtweisen und lässt sich mit echtem Erkenntnisgewinn hervorragend lesen!

Benedikt erklärte die Fastenzeit vor Ostern zu einer Phase der Entschleunigung. In Kapitel 48 in seiner Regel schrieb er den Mitgliedern seiner Gemeinschaft vor, in Zeiten des Fastens weniger Handarbeit zu leisten. Stattdessen gab es mehr Zeit zum Lesen.“

(aus Annette Kehnel „Die sieben Todsünden“, S. 80)

Vor vielen Jahren habe ich Katharina Hagenas „Der Geschmack von Apfelkernen“ mit großer Begeisterung gelesen, um so gespannter und voller Vorfreude war ich jetzt auf ihren neuen Roman Flusslinien – ich wurde nicht enttäuscht und schon bald werde ich Euch mehr von meiner schönen Leseerfahrung berichten.

Seit einigen Jahren habe ich eine echte Vorliebe für Bücher entwickelt, die sich mit Zeit-, Kultur- und Literaturgeschichte befassen. Ich denke da unter anderem an die großartigen Werke von Unda Hörner oder Uwe Wittstock. Wenn dann auch noch Frauen im Zentrum des Geschehens stehen wie bei Regine Ahrems „Leuchtende Jahre: Aufbruch der Frauen 1926-1933, um so besser. Ihr Epochenportrait, in dem sie die Lebenswege der Künstlerinnen wie Vicki Baum, Gabriele Tergit, Ruth Landshoff, Erika Mann, Irmgard Keun oder Mascha Kaléko etc. in den Mittelpunkt stellt, liest sich äußerst kurzweilig und informativ, wenn auch natürlich sehr erschreckend, was die Auswirkungen des NS-Regimes auf das Leben der Frauen betrifft.

Dreh dich um, schau in die Sonne. Die Tränen kommen von der Helligkeit.“

(Zitat von Ruth Landshoff aus Regine Ahrem „Leuchtende Jahre“, S.315)

Die ZEIT widmete Dietrich Bonhoeffer, der vor 80 Jahren am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg auf Befehl Adolf Hitlers hingerichtet wurde, anlässlich dieses Jahrestages vor kurzem (Ausgabe 13/2025) einen großen Themenschwerpunkt. Für mich auch ein Anlass, mich näher mit seiner Biografie zu beschäftigen bzw. Alois Prinz’ Buch „Dietrich Bonhoeffer: Sei frei und handle!“ zu lesen.

Und sogar die Lesekreislektüre für April konnte ich schon frühzeitig „erledigen“: Für April steht John Updikes „Terrorist“ auf dem Plan. Keine leichte Kost und sicherlich reichlich Diskussionsstoff für das April-Treffen.

Wenn nicht mehr viel geht, geht immer noch Krimilektüre und ein Wiedersehen mit geschätzten, alten Bekannten, wie zum Beispiel dem Pariser Commissaire Lacroix. Klar, das auch der mittlerweile achte Fall von Alex Lépic „Lacroix und der Auftragsmord im TGV“ gleich auf meiner Wunsch- und Leseliste ganz oben stand. Dieses Mal gilt es, ein angekündigtes Verbrechen zu verhindern…

Donegal, die irische Küste und die 90er Jahre: Alan Murrins gefühlvoller Roman „Coast Road“ erzählt die Geschichte mehrerer Frauen, die jede – frei nach Tolstoi – auf ihre eigene Weise in ihren Ehen unglücklich sind. All das vor dem historischen Hintergrund, dass Scheidungen bis 1995 in Irland verboten waren. Ein emotionaler und stimmiger Schmöker!

Was bringt der April?

Ich bin gespannt auf den ZDF-Film „Rosenthal“, der am 07.04.25 um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, bereits in der Mediathek verfügbar ist und auch von Christoph alias Buchbube empfohlen wird.
Zudem freue ich mich auf die Gluck-Oper „Orpheus und Eurydike“ im Landestheater Niederbayern.

In diesem Sinne wünsche ich mir, mich dem Blog wieder mehr widmen zu können und erneut Zeit und Muße zu finden, um zu schreiben. Ebenso hoffe ich auf frischen Wind, geistiges Durchlüften und Inspiration, unter anderem durch schöne Theatererlebnisse.

Ich wünsche allen im April etwas Ruhe und Osterfrieden. Viel Spaß mit Kunst, Kultur, Literatur und den schönen Dingen des Lebens! Genießt die ersten Frühlingstage und seid gut zu Euch selbst!

Die ausführlichen Rezensionen sind jeweils auf den farbig hinterlegten Titeln verlinkt und ein Klick führt direkt zum jeweiligen Beitrag, wo dann auch die entsprechenden bibliographischen Angaben zu finden sind.

Gaumen-Highlight März:
Indisches Essen zu Hause – und zum ersten Mal auch mit selbstgebackenem Naanbrot zu einem würzigen Gemüsecurry.

Musikalisches im März:
Die Arie des Harlekins „Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen“ aus Richard Strauss’ Oper „Ariadne auf Naxos“ war sicher eines meiner musikalischen Glanzlichter diesen Monat.

Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen,
Alle Lust und alle Qual,
Alles kann ein Herz ertragen,
Einmal um das andere Mal.“

(Auszug aus dem Libretto von Hugo von Hofmannsthal zu „Ariadne auf Naxos“)

Auf dem Balkon sitzt man, von Licht umflossen.
Ein Grammophon kräht einen Tango fern…
Man holt sich seine ersten Sommersprossen
und fühlt sich wohl. – Das ist der Tag des Herrn!“

(Zitat/Ausschnitt aus Mascha Kalékos Gedicht „Sonntagmorgen“ – aus Regine Ahrem „Leuchtende Jahre“, S.188)

6 Kommentare zu „Märzbowle 2025 – Fastenzeit und Planänderungen

  1. Tolle Mischung bei den Büchern, den Blumen und überhaupt 🙂 Danke für die Verlinkung. Gentleman über Bord möchte ich auch lesen und um Frau Hagena bin ich die Tage auch herumgeschlichen. Ganz liebe Grüße, Sabine

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