Augustbowle 2025 – Rhythmuswechsel und Sonnenblumen

Im August ticken die Uhren – zumindest hier in Bayern – aufgrund der Ferienzeit irgendwie etwas anders. Zahlreiche Freizeitaktivitäten pausieren, viele verreisen und der Lebensrhythmus ändert sich – auch für die Daheimgebliebenen. Es gab noch so manchen Sommertag zu genießen, die Sonnenblumen blühten um die Wette und es blieb Zeit für Lektüre und Besuche in lauschigen Gastgärten.

Und auch für einen Ausflug nach Regensburg, um dort die diesjährige Landesausstellung im Haus der bayerischen Geschichte „Ludwig I. – Bayerns größter König?“ zu besuchen. Informativ und lehrreich tauchte ich dort ab in das Leben und die Regierungszeit (1825 – 1848) des Monarchen, der den meisten wohl durch seine Affäre mit der Tänzerin Lola Montez bekannt ist. Die Ausstellung läuft noch bis zum 9. November 2025 und die Stadt Regensburg ist ohnehin immer eine Reise wert.

Die Bayreuther Festspiele besuchte ich dieses Jahr virtuell dank der 3Sat-Mediathek, denn dort konnte ich bequem vom Sofa aus Georg Zeppenfeld als Hans Sachs in „Die Meistersinger von Nürnberg“ genießen. Ein gelungener Opernfernsehabend!

Sehr empfehlen kann ich auch die neuen Sendungen aus der Reihe „Terra X – Giganten der Kunst“ – bislang gesehen habe ich die Folgen zu Caspar David Friedrich und Gustav Klimt. Die dritte Folge über Frida Kahlo steht noch auf meiner To Do-Liste – verfügbar in der ZDF Mediathek.
Und auch durch das Hören zweier Folgen des ZEIT-Kunstpodcasts „Augen zu“ mit Giovanni di Lorenzo und Florian Illies habe ich mich diesen Monat mit zwei Künstlerinnen näher beschäftigt: Gabriele Münter und Käthe Kollwitz. Kurzweilig und informativ befassen sich die Moderatoren ca. 45 Minuten mit Biografie und Werk der jeweiligen Künstlerpersönlichkeit, so dass ich auch hier demnächst gerne noch Weiteres hören möchte.

Zwei ganz zauberhafte Bücher, die ich schon in ausführlichen Beiträgen hier auf dem Blog vorgestellt habe, waren diesen Monat Nancy Mitfords Klassiker Englische Liebschaften aus dem Jahr 1945 und Jacqueline Kornmüllers beglückender Roman6 aus 49“, der sicherlich zu meinen Lesehighlights dieses Jahres zählen wird.

Aus Gründen habe ich mich diesen Monat stark mit Literatur zum Thema Ostpreußen, Masuren und polnischer Literatur beschäftigt. Vielleicht gibt es hierzu mal einen gesonderten Beitrag, daher fasse ich mich hier heute wirklich kurz. Gelesen habe ich das vor kurzem erschienene Buch „Wir Ostpreußen“ von Jochen Buchsteiner, das ich hochinteressant fand und das eine aktuelle Sicht sowie einen guten Einstieg in die Geschichte der Region gibt.
Auf der Leseliste durfte natürlich auch Marion Gräfin Dönhoff mit „Namen, die keiner mehr nennt“ nicht fehlen und einen ebenfalls sehr persönlichen Blick bot Ulla Lachauers Buch „Paradiesstraße – Lebenserinnerungen der ostpreußischen Bäuerin Lena Grigoleit“.
Sehr umfassend und fundiert gibt Andreas Kossert Einblick in die Geschichte in seinen Sachbüchern „Masuren“ und „Ostpreussen“, die sich inhaltlich aus verständlichen Gründen jedoch teilweise überschneiden.
Und auf starke Frauen bin ich in den beiden polnischen Romanen von Martyna Bunda „Das Glück der kalten Jahre“ und Joanna Bator „Bitternis“ gestoßen.

Schon längst wollte ich den Roman zum Musical „Cabaret“ lesen und jetzt habe ich es endlich geschafft. Christopher Isherwoods „Leb wohl, Berlin“ in einer fein illustrierten Ausgabe der Büchergilde Gutenberg führte mich nach Rügen sowie natürlich ins wilde Berlin der Dreißiger Jahre und zeigte mir Sally Bowles nochmal von einer neuen Seite. Bedrückend allerdings auch, wie hier der Autor 1939 sehr klar die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Folgen beschrieb.

Aufgrund des 150. Geburtstags ist dieses Jahr bekanntlich Thomas Mann-Jubiläum und es trifft sich daher gut, sich mal wieder mit ihm und seiner Familie zu beschäftigen:
Ulrich Tukur (Hg.) hat mich mit dem Titel „Mit Thomas Mann am Meer“ natürlich sofort für sich eingenommen, denn für das Meer – und das auch noch im Sommer – bin ich immer empfänglich. Die Zusammenstellung der maritimen Texte passte daher auch gut in diesen Sommermonat und macht als „Amuse-gueule“ gleichsam Lust darauf, sich mit manchem Werk des Literaturnobelpreisträgers nochmals ausführlicher zu befassen.
Und endlich habe ich auch Kerstin Holzers Buch „Monascella“ über Monika Mann, die ja oft im Schatten ihrer Geschwister stand, gelesen. Der Schwerpunkt liegt darin auf der Zeit, die sie auf der Insel Capri verbracht hat und in der sie – trotz aller Widrigkeiten, Anfeindungen und nach schweren Schicksalsschlägen – endlich so etwas wie Glück finden konnte.

Noch ein wenig Nachlese und in Erinnerung schwelgen war angesagt mit zwei Büchern, die in Salzburg spielen:
Franz Winters „Sommerfrische“ beschäftigt sich mit Hugo von Hofmannsthal und seinem Beitrag zu den Festspielen.
Manfred Baumann hingegen hat mit seinem neuen Merana-Krimi „Salzburgwut“ brandaktuellen, politischen Themen Rechnung getragen. Und was das mit dem Sebastiansfriedhof und dem Franziskanerkloster in Salzburg zu tun hat, werde ich hier bald ausführlicher erklären.

Und zwei kleine, feine Bücher, die ich hier einfach mal ganz frech aufgrund der Titel gruppiere, habe ich im August auch noch gelesen:
Nachdem ich „Still Life“ geliebt habe, musste ich unbedingt auch Sarah Winmans „Lichte Tage“ kennenlernen und hatte auch mit diesem bittersüßen Roman eine gute Zeit. Trotz der Sonnenblumen auf dem Umschlag und dem Titel „Lichte Tage“ eine herzzerreißend melancholisch-wehmütige, aber sehr schöne Lektüre über Kunst, Freundschaft und Liebe in Oxford und Südfrankreich.

Auf ihn wirkte das Bild friedlich, aber konnte es wirklich so einfach sein? Frieden? Er glaubte nicht daran, aber machmal, morgens, wenn das Licht auf die Leinwand schien, stellte das Gelb etwas in seinem Kopf an. Es machte ihn wacher, ließ ihn fröhlicher zurück.“

(aus Sarah Winman „Lichte Tage“, S.114)

Und eine ganz eigene Magie, etwas meditativ Unaufgeregtes und sehr Elementares hatte für mich auch die Lektüre von Carys Davies Roman „Ein klarer Tag“, der auf einer abgelegenen Shetlandinsel im Jahr 1843 spielt. Ein schottischer Pfarrer soll dort den letzten Bewohner der Insel davon überzeugen, diese zu verlassen. Diese Mission verläuft jedoch völlig anders als geplant. Intensiv, rauh, erdig und doch mit ganz viel Gefühl!

Ein Monat ohne Krimilektüre? Da würde doch etwas fehlen. Deshalb gab es einen echten Krimi-Klassiker von 1922 zu entdecken: „Das Geheimnis des roten Hauses“ von A.A. Milne, dem Schöpfer von Winnie Puuh. Mord im Landhaus mit einer begrenzten Anzahl an Verdächtigen, zwei Hobbyermittler – alles da, was es für einen richtig guten, old-fashioned Krimi braucht. Von Zeit zu Zeit brauche ich das und dieser war wirklich genau meins!

Mit Vorfreude erwartet und dann auch mit großem Vergnügen gelesen habe ich den neuen Roman von Angela Steidele „Ins Dunkel“. Wie schon in „Aufklärung“ findet sie wieder eine ganz besondere Art zu erzählen und hat mit ihrem Werk über Marlene Dietrich und Greta Garbo wieder etwas Außergewöhnliches geschaffen – großes Kino eben!

Was bringt der September?

Hoffentlich frischen Wind, weite Horizonte sowie viele neue und inspirierende Eindrücke, bevor dann die Rückkehr zum geregelten Alltagsrhythmus wieder ansteht. Und natürlich hoffe ich auf einen gelungenen Altweibersommer bzw. einen freundlichen Herbstbeginn.

Kommt gut in den Herbst und freut Euch am Spiel der Farben und dem warmen Licht! Und auch die Theatersaison beginnt bald wieder… kurzum: genießt Kunst, Kultur und gute Bücher! Lasst es Euch im September gut gehen und allen, bei denen der Rhythmuswechsel von Ferien und Urlaub zurück in den Alltag noch ansteht, wünsche ich einen guten Neustart und einen harmonischen Übergang!

Die ausführlichen Rezensionen sind jeweils auf den farbig hinterlegten Titeln verlinkt und ein Klick führt direkt zum jeweiligen Beitrag, wo dann auch die entsprechenden bibliographischen Angaben zu finden sind.

Gaumen-Highlight August:
Mit ein paar „Franzbrötchen“ etwas Hamburg-Flair und Seebrise nach Niederbayern zu holen, hat mir den August versüßt.

Musikalisches im August:
Die Ouvertüre zu Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ zaubert doch immer gleich festliche Atmosphäre – dieses Mal für mich zwar nicht ins Bayreuther Festspielhaus, dafür aber ins Wohnzimmer (dank der Aufzeichnung in der 3sat-Mediathek).

Und ein paar Monats-Haikus gibt es auch, um zumindest diesbezüglich nicht aus dem Rhythmus zu geraten:

Ferienstimmung
Freibadduft in der Nase
an lichten Tagen

© Kulturbowle 2025

Sonnenblumenfeld
Lichtblick und Vogelfutter
Spätsommeranklang

© Kulturbowle 2025

Sommerluftschlösser
beim Blick hinauf zum Himmel
Gedankenspiele

© Kulturbowle 2025

9 Kommentare zu „Augustbowle 2025 – Rhythmuswechsel und Sonnenblumen

    1. Ja, der August hat mir viel Lesezeit geschenkt, bin ohnehin eine Schnellleserin und viele Bücher haben es mir aufgrund der hohen Qualität und des Lesegenusses auch leicht gemacht. Geschrieben habe ich allerdings deutlich weniger – da hat sich ein anderer Rhythmus ergeben.
      Herzliche Grüße!

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    1. Dankeschön, Bettina. Das freut mich.
      Für mich sind diese Monatsbowlen immer ein schöner Moment, nochmal innezuhalten und den Monat (vor allem auch für mich selbst 😉) nochmal Revue passieren zu lassen.
      Wenn andere auch noch Freude daran haben, ist das um so schöner.
      Herzliche Grüße und eine gute neue Woche! Barbara

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    1. Ich habe zu danken, liebe Nina. Denn ich freue mich immer, wenn Du bei mir vorbeischaust. Es gibt noch einige Folgen von „Augen zu“, die noch kostenfrei zur Verfügung stehen. Lediglich die älteren Folgen sind hinter einer Bezahlschranke.
      Viel Spaß beim Stöbern und Hören, ich möchte mir auch unbedingt bald noch weitere anhören. Herzliche Grüße und eine gute Woche! Barbara

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  1. Was für ein schöner August und wirklich schöne Bilder! und dann haben wir auch noch so viele Buch-Übereinstimmungen. „Stille Tage“ mochte ich auch, Goodbye Berlin ebenfalls und die Monascella, Carys Davies sowie Angela Steidele mag ich auch lesen 🙂

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    1. Dankeschön, Sabine! Monascella hat mich vor allem deshalb fasziniert, weil das die Mann-Tochter war, über die ich noch am wenigsten wusste und die immer im Schatten ihrer Schwestern stand. Und „Im Dunkel“ fand ich großartig, ich hoffe, dass ich da noch die Zeit finde, eine ausführliche Rezension zu schreiben. Liebe Grüße und einen wunderbaren September! Barbara

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