Premierenbowle: The Sound of Music

The Sound of Music“ ist seit Jahrzehnten ein Zauberwort für den Tourismus in Salzburg. Denn alljährlich pilgern vor allem amerikanische Touristen scharenweise in die Stadt an der Salzach und vor allem zu den Drehorten des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1965. In Amerika ein Kultfilm, den so gut wie jede und jeder, bei uns jedoch nur sehr wenige kennen. Doch „The Sound of Music“ ist und war zunächst ein sehr erfolgreiches Broadway-Musical (1959) des Erfolgsduos Richard Rodgers (Komponist) und Oscar Hammerstein II (Libretto) – und ist jetzt erfreulicherweise im Landestheater Niederbayern zu sehen.

Und obwohl ich nicht die Premierenvorstellung besucht habe, war es für mich eine Premiere und somit der perfekte Kandidat für meine erste „Premierenbowle 2025“. Denn ich habe das Stück zuvor noch nie live auf der Bühne erlebt, zumal es im deutschsprachigen Raum wirklich selten zur Aufführung kommt. Und auch den berühmten Film habe ich bisher noch nie gesehen. Zudem war es die erste Theatervorstellung, die ich 2025 besucht habe – also für mich eine persönliche Premiere in mehrerlei Hinsicht und zudem eine, die wirklich Spaß und Lust auf mehr gemacht hat.

Den Inhalt, der auf der wahren Geschichte der Maria von Trapp basiert, möchte ich nicht in epischer Breite erzählen (denn hier kann ja jederzeit auch bei Wikipedia oder anderen Quellen nachgelesen werden), daher nur kurz:
Salzburg im Jahr 1938, die junge, freiheitsliebende Maria ist als Novizin im Kloster Nonnberg mit den starren Regeln überfordert. Vor allem das Verbot außerhalb der Gottesdienste zu singen, macht ihr zu schaffen und immer wieder zieht es sie hinaus in die geliebten Berge. Die Mutter Oberin – gütig und mit warmer Stimme verkörpert von Sabine Noack – erkennt, dass Maria als Gouvernante im Hause des Kapitäns von Trapp wohl besser aufgehoben ist, denn dort gibt es sieben Kinder zu betreuen. Schnell wird der militärische Drill des Vaters durch das sonnige Gemüt und die Musik, die Maria mit ins Haus bringt, vertrieben. Und nicht nur zwischen den Kindern und Maria ist es Liebe auf den ersten Blick, sondern auch der Vater verliebt sich… doch er ist bereits verlobt und in Österreich werden die Stimmen der Nationalsozialisten immer lauter. Der Anschluss steht kurz bevor…
Mehr sei nicht verraten, nur noch so viel: die Musik und der Gesang werden der Familie Trapp die rettende Flucht nach Amerika ermöglichen.

„The Sound of Music“ steht und fällt natürlich vor allem mit Maria, der unangefochtenen Hauptfigur des Stücks, die mit Anja Haeseli ganz erstklassig besetzt ist. Gesanglich, darstellerisch und tänzerisch trifft sie nicht nur den richtigen Ton, sondern auch mitten ins Herz der Zuschauer.
Auch das Knistern im Zusammenspiel mit Kapitän Georg von Trapp alias Peter Tilch nimmt man den beiden sympathischen und liebenswürdigen Darstellern in jedem Moment ab.
Und auch das zweite Liebespärchen Juliane Tilch als Liesl und Bastian Wagner als Rolf weiß zu überzeugen und bringt im Duett „Sixteen going on Seventeen“ die schüchterne, junge erste Liebe ganz zart und verträumt auf die Bühne.

Doch nicht minder wichtig und ebenfalls ganz grandios waren die Rollen der Trapp-Kinder besetzt, die ich leider nicht alle namentlich nennen kann, weil sie mehrfach besetzt sind und ich es sträflicherweise versäumt habe, mir die Tagesbesetzung anzusehen bzw. zu notieren. Kein Wunder, dass nicht nur die „Gouvernante“ Maria diese gleich ins Herz schließt. Auch die Herzen des Publikums flogen den sieben Mädchen und Jungen sofort zu. Toll gespielt, gesungen und auch die Tanzchoreografie ganz großartig umgesetzt – um den zukünftigen Musicalnachwuchs braucht man sich da keine Sorgen zu machen – herzerwärmend!

„Girls in white dresses with blue satin sashes,
Snowflakes that stay on my nose and eyelashes,
Silver white winters that melt into springs
These are a few of my favorite things.“

(aus dem Libretto von Oscar Hammerstein II zu „The Sound of music“ – Song: „My favorite things“)

Antonia Schuchardt gibt eine herrlich hochmütige, kühl-reservierte Elsa Schrader und Kyung Chun Kim entdeckt als Freund der Familie und Musikproduzent Max Dettweiler die musikalische Qualität der Kinder.

GMD Basil H. E. Coleman steht selbst am Pult und lässt sich das Vergnügen nicht nehmen, der schwungvollen Musik aus der Feder von Richard Rodgers die richtige Balance aus Tempo und Schmelz zu verleihen. Ein Musical mit sattem, vollem Orchesterklang – toll orchestriert und dirigiert – ein Genuss, der das Publikum zum Schwelgen brachte.

Natürlich mag so mancher die malerische Bergkulisse, die Mädchen in Dirndln und die klischeehafte amerikanische Sicht auf die Alpenwelt als kitschig bezeichnen, aber in diesem Fall liegt dies in der Natur der Sache bzw. des Stücks, ist künstlerisch bereits im Original so angelegt und darf so, ja muss so sein.
Denn Vieles versinnbildlicht ja gerade diese heile Welt, in welche plötzlich durch den Anschluss Österreichs die Nationalsozialisten Einzug halten.

Mit Regisseur Ian Talbot sowie den Ausstattern Philip Ronald Daniels und Charles Cusick Smith konnte ein wahrlich erfahrenes Theatermacher-Team aus Großbritannien verpflichtet werden, um den Charme und Zauber des Stücks auf die Bühne zu bringen. Den Landshuter Theaterbesuchern sind gerade die beiden Ausstatter nicht unbekannt, denn sie zeichnen stets für äußerst liebevolle, detailgetreue und bezaubernde Inszenierungen verantwortlich – wie zum Beispiel beim Musical „Me and my girl“, über welches ich hier auf dem Blog ebenfalls geschwärmt habe.

Und so sind wieder herrliche Bilder, ein aufwändiges Bühnenbild und detailverliebte Kostüme entstanden – von den Matrosen- und Dirndlkleidern bzw. Lederhosen der Kinder bis hin zur großen Robe der Verlobten Trapps und dem Brautkleid Marias ganz wunderbar umgesetzt von den Werkstätten des Landestheater Niederbayern. Stimmig bis ins letzte Detail und zauberhaft anzuschauen.

Geht man ein wenig tiefer und sucht nach einer Kernaussage von „The Sound of Music“, komme ich persönlich zu dem Schluss, dass es vor allem auch um die Kraft der Musik und die wohltuende und beseelende Wirkung des Singens bzw. des Gesangs geht.

„I go to the hills when my heart is lonely
I know I will hear what I′ve heard before
My heart will be blessed with the sound of music
And I’ll sing once more“

(aus dem Libretto von Oscar Hammerstein II: „The Sound of music“)

Zudem geht es um – wie man heute sagen würde – Resilienz, darum sich selbst und seinen moralischen Grundwerten treu zu bleiben und das Richtige zu tun.
Und doch sei auch angemerkt, dass das Stück immer wieder der Kritik ausgesetzt war, ob der Stoff (angesichts des zeitgeschichtlichen Hintergrunds) geeignet für ein Unterhaltungsstück sei.

Das Landshuter Publikum war begeistert und belohnte dies mit lange anhaltendem Applaus. Und für mich war diese Inszenierung ein rundum gelungener Start ins Theaterjahr 2025, ein wunderbarer, wohltuender Theaterabend mit einem Stück, das ich noch nie live auf der Bühne erlebt habe und somit auch ein perfekter Auftakt für meine „Premierenbowle 2025“ als Beitrag im Monat Januar.

Gesehen am 5. Januar 2025 im Landestheater Niederbayern (Theaterzelt Landshut)

The Sound of Music“ ist in dieser Spielzeit noch an einigen Terminen in Landshut, Passau und Straubing zu sehen. Genaue Daten und weitere Details findet man auf der Homepage des Landestheater Niederbayern. Zudem findet ihr dort auch schöne Fotos und einen feinen, kurzen Videotrailer zur Aufführung, wenn Ihr Euch ein Bild machen wollt.

***

Wozu inspirierte mich bzw. woran erinnerte mich „The Sound of Music“:

Für den Gaumen:
Bei „Schnitzel with Noodles“ zuckt der kulinarisch versierte Mensch im Publikum wohl erst mal zusammen. Ernsthaft? Schnitzel mit Nudeln? Hm, dem Programmheft konnte ich entnehmen, dass der Librettist Oscar Hammerstein II wohl lediglich einen Reim auf „Apple Strudles“ gesucht hatte. Ich persönlich bleibe dann wohl lieber bei Letzterem.

Zum Weiterhören:
Zu den bekanntesten Nummern des Musicals gehört sicherlich „Edelweiß“, aber auch der Titelsong selbst „The Sound of Music“ ist ungeheuer eingängig.
Der ultimative Ohrwurm war für mich aber das Stück „Do-Re-Mi“, in welchem Maria den Kindern das Singen und die Grundlagen der Musik beibringt.
Und last but not least natürlich auch der Song „My Favorite Things“, der neben Apfelstrudel und Schnitzel mit Nudeln auch noch viele weitere „Lieblingsdinge“ aufzählt, die über schwierige Situationen im Leben hinweghelfen und Trost spenden können.

Für einen Theaterbesuch:
Das Stück steht nach wie vor eher selten auf Spielplänen im deutschsprachigen Raum. Aber im Mai und Juni 2025 ist es zum Beispiel als Wiederaufnahme in der Wiener Volksoper zu sehen.

Zum Weiterschauen:
Und eine weitere Premiere steht ja für mich immer noch aus: Habe ich doch den Film „The Sound of Music“ (deutscher Titel „Meine Lieder – meine Träume“) mit Julie Andrews (vielen wohl auch bekannt als „Mary Poppins“) aus dem Jahr 1965, der für die hohe Bekanntheit gerade in Amerika sorgte, immer noch nicht in Gänze gesehen, sondern kenne nur wenige Ausschnitte.

13 Kommentare zu „Premierenbowle: The Sound of Music

  1. Ich freue mich immer wieder über deine wortreiche Begeisterung, mit der du schilderst, was du erlebt hast. Man (ich) möchte es sofort nachmachen 😁.
    Ich kenne „The Sound of Music“ auch nicht, aber beim Lesen deines Beitrags hatte ich ein Aha-Erlebnis: Meine Mutter hat mir von den Filmen vorgeschwärmt, sie muss beide mal gesehen haben. Und falls die Trapp-Familie mal im Fernsehen kam, als ich noch zu Hause war, habe ich sie bestimmt auch gesehen …
    Danke dir!
    Abendgrüße in den Süden 🌧️🎶🛋️🍵🍪

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    1. Oh, vielen lieben Dank, Christiane! Das freut mich. 🙂
      Gerade bei den Theaterbesprechungen ist es mir ja auch immer klar, dass der Weg für viele meiner Leserinnen und Leser zu weit ist, um genau die Inszenierung zu sehen, die ich gesehen habe. Aber ich möchte die Freude trotzdem teilen und in diesem Fall gibt es ja auch noch den Film, der vielleicht bei manchen – wie in Deinem Beispiel – Erinnerungen auslöst oder Interesse wecken kann.
      Herzlichen Dank für die schöne Rückmeldung und Abendgrüße ins schöne Hamburg 🌧️🎶🌟🫖📚🍊

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  2. Liebe Barbara,
    ich mag den alten Film sehr gerne – hoffentlich gefällt er dir auch!
    Das Theaterstück klingt ja toll umgesetzt! Spielen sie auf deutsch mit den englischen Liedern?
    Ach, wenn wir so ein bisschen südlicher wohnen würden…
    Liebe Grüße
    Nanni

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    1. Liebe Nanni, genau, die Songs sind auf Englisch (mit deutschen Übertiteln) und die gesprochenen Zwischentexte auf deutsch. Also wirklich für jede und jeden gut zu verfolgen. Ja, Bayreuth ist eine Ecke zu fahren… 220 km nach Landshut. Aber falls Du doch die Gelegenheit haben solltest, es lohnt sich. Herzliche Grüße! Barbara
      P.S.: Und ich muss jetzt wirklich mal die Augen nach dem Film offen halten. 🙂

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    1. Lieber Bernd, vielen herzlichen Dank fürden Tipp! Da werde ich bei Gelegenheit sicher mal reinhören. Der Film ist ja wirklich ein ganz besonderes Phänomen. Viele Grüße, einen guten Freitag und ein schönes Wochenende! Barbara

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      1. In der Rundfunksendung begleitet die Redakteurin eine internationale Reisegruppe durch Österreich auf den Spuren der Trapp Familie insbesondere zu den Drehorten des Films. Sie fragt, warum der Film vielerorts auf der Welt gesehen wurde, in Österreich und Deutschland wenig Anklang fand, schildert diesbezügliche Hintergründe. Schließlich besucht sie Nachfahren der Familie in den USA.

        Zu dem „Sound of Music“ klingelt bei mir der Beatles Song „Let It Be“: „… I wake up to the sound of music, Mother Mary comes to me speaking words of wisdom, let it be. …“

        Schöne Grüße, Barbara, und herzlich Bernd

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      2. Danke, Bernd. Auch für den Ohrwurm, der mich jetzt sicherlich eine Weile durchs Wochenende begleiten wird. 🙂
        Herzliche Grüße aus Landshut und ein schönes, entspanntes und musikalisches Wochenende wünscht Barbara

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