Neujahrsbowle 2024 – Zwischentöne

Die Zeit „zwischen den Jahren“ ist vorbei, 2024 hat begonnen und ich hoffe, dass alle wohlbehalten und gesund im neuen Jahr angekommen sind.
Und somit möchte ich als erstes natürlich allen Leserinnen und Lesern meiner Kulturbowle ein gesundes, gutes, glückliches und friedvolles neues Jahr 2024 wünschen.

Ich persönlich lese sehr gerne die Jahresrückblicke all meiner Lieblingsblogs und verfolge auch immer gespannt, welche Bücher des Jahres denn gekürt werden. Schön auch zu sehen, dass die Buchwelt und das Angebot groß, sowie die Geschmäcker, die Leseinteressen und Lebenssituationen oft doch so verschieden sind, dass es zwar hin und wieder Überschneidungen gibt – aber im Grunde dann doch erstaunlich wenige.

Aber jetzt seht selbst, denn hier sind sie – in der Reihenfolge, in welcher ich sie gelesen habe – meine 10 Lese-Höhepunkte des Jahres 2023:

  • Fabio Andina „Tage mit Felice“: Gleich im Januar gab es den ersten Glanzpunkt des Jahres zu notieren, denn dieser Roman hat mich tief berührt. Er hat etwas Wohltuendes und Erdendes – ein entschleunigendes, zutiefst menschliches Buch, dem ich viele LeserInnen wünsche.
  • Maggie O’Farrell „Porträt einer Ehe“: Ein wirklich hervorragender historischer Roman, wie man ihn in dieser sprachlich-literarischen Qualität und Eindringlichkeit nur selten zu lesen bekommt. O’Farrell hat mich – wie auch schon bei „Judith und Hamnet“ erneut absolut begeistert.
  • Vita Sackville-West „Das Erbe“: Die wohl größte literarische Überraschung dieses Jahres war für mich wohl dieses kleine, zauberhafte Buch aus dem Jahr 1922 – eine wunderbare Wiederentdeckung – charmant und sinnlich – ein Buch zum Verlieben!
  • Alba Donati „Ein Garten voller Bücher“: Für Buchverrückte wie mich war dieses Tagebuch einer toskanischen Buchhändlerin, die in einem kleinen, abgelegenen Bergdorf – gegen jede Vernunft – einen Buchladen eröffnet, ein strahlendes Glanzlicht, das ich in kürzester Zeit regelrecht verschlungen habe.
  • Robert Seethaler „Das Café ohne Namen“: Ein Buch über das Leben und das kleine Glück, das mich aufgrund der perfekt eingefangenen Wiener Wirtshausatmosphäre und der liebenswürdigen, bodenständigen Figuren sehr für sich eingenommen hat.
  • David Hockney/Martin Gayford „Frühling wird es sicher wieder“: Durch einen Ausstellungsbesuch in Künzelsau wurde mein Interesse an Leben und Werk von David Hockney geweckt. Die Kreativität, die Schaffenskraft und die Lebensfreude, die er versprüht, sind bewundernswert und kommen auch in diesem Buch wunderbar zum Ausdruck.
  • Theres Essmann „Dünnes Eis“: Oft sind es die vermeintlich unauffälligen, feinen, stillen Bücher, die ganz besonders berühren – zu diesen zählt für mich dieses Jahr „Dünnes Eis“. Poetisch und warmherzig mit Figuren, die man nicht mehr vergisst.
  • Jarka Kubsova „Marschlande“: Klug, eindrucksvoll und mit herzzerreißend schönen Naturbeschreibungen hält die Autorin die Geschichte zweier starker Frauen aus unterschiedlichen Epochen fest, die doch so vieles verbindet.
  • Ben Aitken „The Marmalade Diaries“: Es waren gerade die empathischen, gefühlvollen und menschlichen Bücher, die mir dieses Jahr das Herz gewärmt haben, wie dieses wunderbare Buch, in dem ein junger Mann über seine Zeit im Haushalt einer älteren Dame im Rahmen eines „Share and Care“-Programms erzählt.
  • Gabriele von Arnim „Der Trost der Schönheit“: Als Seelenbalsam und literarische Hausapotheke kann ich diesen Band wirklich von Herzen empfehlen – im wörtlichen und wahrsten Sinne schön und tröstlich! Von Arnim ist eine versierte Sprachkünstlerin und zaubert mit Worten ein Lächeln aufs Gesicht!

Die ausführlichen Besprechungen zu den Büchern habe ich natürlich wie immer verlinkt.

Ich habe 2023 wirklich viel, sogar sehr viel gelesen, so dass diese Liste gut und gerne auch noch hätte deutlich länger ausfallen können. Es war gar nicht so einfach, „nur zehn“ Bücher auszuwählen, denn echte Enttäuschungen waren wirklich nur sehr wenige dabei. Man bekommt über die vielen Jahre hinweg dann doch ein relativ gutes Gespür für Bücher, die zu einem passen.

Und fürs Protokoll noch ein klitzekleines bisschen Statistik:
Das Internet, die Suchmaschinen und Algorithmen sind immer wieder für Überraschungen gut und so ist im letzten Jahr ein alter Beitrag aus dem Jahr 2022 mit Abstand am häufigsten angeklickt worden: Schwedisches Schreibmaschinengeklapper, in welchem ich das Buch „Die Sekretärinnen“ der schwedischen Feministin Elin Wägner aus dem Jahr 1908 vorstelle.
Auch mein Beitrag Frauen in Brechts Leben zu Unda Hörners Buch „Brecht und die Frauen“ erfreut sich überdurchschnittlicher Beliebtheit in Form von Klickzahlen.
Und um die Top 3 komplett zu machen: Auch mein Beitrag Schottlands singender Sand über Josephine Teys Krimi „Der letzte Zug nach Schottland“ hat eine für mich überraschend hohe Klickstatistik hingelegt – interessanterweise vor allem in der Schweiz. Woran das wohl liegen mag?

Die meisten Likes im letzten Jahr hingegen hat übrigens tatsächlich gleich meineNeujahrsbowle 2023 – Blick zurück nach vorn erhalten – schön, dass dieses Format solchen Anklang gefunden hat und ich bin gespannt, ob sich der Erfolg auch nur annähernd wiederholen lässt (kleiner Scherz!).

Wie jedes Jahr möchte ich mich aber selbstverständlich auch von ganzem Herzen für all die positiven Rückmeldungen, Likes und Kommentare des vorigen Jahres bedanken. Sie sind und bleiben mir stets eine große Freude und ein Ansporn, hier weiter meine positiven Erfahrungen mit Büchern oder kulturellen Ereignissen mit Euch zu teilen.

Gaumen-Highlights 2023:
Seit einem Besuch in Schwäbisch Hall – bei dem ich nicht nur schöne Theatervorstellungen besuchte und unter anderem Werke von David Hockney bewundern und bestaunen durfte – stehen Linsen und Spätzle regelmäßig auf dem Speiseplan – zweifelsohne die kulinarische Entdeckung dieses Jahres.
Und bei den Getränken hat der Roman „Dünnes Eis“ mein Repertoire um Lavendeltee erweitert, der jetzt auch stets vorrätig ist und gerne getrunken wird.

Musikalisches in 2023:
Die Kategorie fällt mir meist am schwersten, denn über das Jahr kommen so viele schöne und bleibende musikalische Eindrücke zusammen, dass es schwerfällt, hier nur einen Favoriten zu küren. Aber „Behutsam“ von Herbert Grönemeyer war dieses Jahr definitiv – auch aufgrund des wunderbaren Textes – ein Lichtblick!

Du findest behutsam und bedacht sorgfältig den Schimmer in jedem Tag“

(aus „Behutsam“ von Herbert Grönemeyer)

***

Der Beitrag trägt den Titel Zwischentöne und daher soll der Blick nicht nur zurück, sondern natürlich auch nach vorne gehen.

Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“

(John Lennon)

John Lennon hatte natürlich recht, aber ein bisschen planen möchte ich dennoch, d.h. zum Beispiel meine Reihen Herzbowle, in welcher ich meine Lieblings- und Herzensbücher vorstelle, und auch meine literarische Europareise (Europabowle) weiter fortsetzen.

Und auch wenn ich in diesem Jahr noch ein paar Blogbeiträge für die „23 für 2023“ nachzureichen habe (gelesen wurde alles in 2023, nur das Schreiben habe ich zeitlich nicht mehr ganz bis Jahresende untergebracht), wage ich mich noch einmal an die nächste Herausforderung: „24 für 2024“ mit ein paar altbekannten und bewährten Punkten und der einen oder anderen neuen Idee. Im Schnitt zwei Beiträge pro Monat zu den jeweiligen Punkten sollten hoffentlich noch machbar sein. Denn es gilt immer noch, ich werde mich nicht von vornherein auf ganz bestimmte Titel festlegen, sondern ich nehme mir vor, Bücher aus bestimmten Genres, mit besonderen Themen, Schauplätzen (dieses Mal ein Skandinavien-Schwerpunkt) oder Merkmalen zu lesen. Und so sieht er aus – mein Plan für 2024:

Kulturbowles 24 für 2024

  1. einen Klassiker
  2. einen historischen Roman
  3. ein Sachbuch
  4. eine Biografie
  5. einen Kriminalroman
  6. ein Buch mit Dänemark als Schauplatz
  7. ein Buch mit Norwegen als Schauplatz
  8. ein Buch mit Schweden als Schauplatz
  9. ein Buch mit Finnland als Schauplatz
  10. ein Buch mit Island als Schauplatz
  11. ein Buch, in dem Musik eine Rolle spielt
  12. ein Buch, in dem Malerei ein Rolle spielt
  13. ein Buch, in dem Theater/Oper eine Rolle spielt
  14. ein Buch, in dem Kulinarisches eine Rolle spielt
  15. ein Buch aus dem Jahr 1924
  16. ein Buch aus den Neunzigern
  17. ein Sommerbuch
  18. ein Winterbuch
  19. ein Buch einer Literaturnobelpreisträgerin
  20. einen Debütroman
  21. ein Buch von Barack Obamas Leseliste
  22. ein Buch von der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024
  23. ein dickes Buch (lt. Definition von Nordbreze > 500 Seiten)
  24. ein Buch, das schon seit mehr als zwei Jahren bei mir im Regal steht

Bald wird es auch wieder eine eigene Seite für die 24 für 2024geben, die ich nach und nach mit den Links zu den jeweiligen Rezensionen füllen werde.

Es gibt eine Menge Dinge im Leben, über die sich staunen lässt. Es ist eine der reinsten Freuden, die ich mir vorstellen kann. Ich mag dieses Gefühl. Ich staune oft, ja, ich staune nahezu überall: Auf Reisen, wenn ich lese, wenn ich Menschen begegne, wenn ich schreibe, wenn ich spüre, wie mein Herz schlägt, oder sehe, wie die Sonne aufgeht. Das Staunen gehört zu den stärksten Kräften, die uns in die Wiege gelegt wurden. Und gleichzeitig ist es eine der schönsten Fähigkeiten, die es gibt.“

(aus Erling Kagge „Stille – Ein Wegweiser“, S.19)

Ich hoffe und wünsche mir, dass es für Euch und für mich in 2024 viele schöne Augenblicke und Gelegenheiten gibt, um zu staunen. Seien es gute Bücher, Theater- oder Opernbesuche, Ausstellungen, Spaziergänge in der Natur oder all das Schöne, was da sonst kommen mag! Insofern lasst uns offen, neugierig und zuversichtlich bleiben – auf ein Neues!

Der strahlend blaue Himmel am Neujahrstag über Landshut konnte sich auf jeden Fall schon einmal sehen und bestaunen lassen:

Ist es beim zweiten Mal schon eine Tradition? Vielleicht ja, denn auch heuer möchte ich Euch als fotografische Einstimmung auf das neue Jahr meinen persönlichen Zwölftelblick des letzten Jahres noch mit auf den Weg geben (eine wunderbare Idee, auf die ich durch Nanni und ihren Blog Helden der Vorzeit aufmerksam geworden bin und von welchen es bei Verfuchstundzugenäht noch weitere viele schöne Beispiele zu sehen gibt). Der Baum war übrigens stets in den Collagen meiner Monatsbowle versteckt.

Und auch an ihm kann man erkennen, dass das vergangene Jahre Spuren hinterlassen hat. In diesem Fall war es ein heftiger Sturm im August, der einige Äste abknicken ließ. Kaum jemand und kaum ein Baum auf meinen Spazierwegen, der das letzte Jahr vollkommen unbeschadet überstanden hat. Und doch heißt es Weiterwachsen…

6 Kommentare zu „Neujahrsbowle 2024 – Zwischentöne

  1. Liebe Barbara,

    Respekt! Was Du liest und folglich ansprechend beschreibst in Deinem Blog.
    Danke für Deine Höhepunkte ebenso wie für die monatlichen Aufnahmen Deines Lieblingsbaums. Die zwölf schönen Fotos zeugen viel vom Winter und vom Sommer. Gibt es zwischendurch auch einen Frühling und ein Herbst? Eventuell auch in Deinem Lese-Programm ins neue Jahr?
    Selber habe ich im zurückliegenden Jahr so viele Bücher gelesen wie Du in ein einem oder zwei Monaten. Wiewohl ich ein paar mal dachte, davon zu schreiben, ist es mir nur in einzelnen Fällen gelungen. Umso mehr freue ich mich, von Dir und Deinen Lesefrüchten zu lesen.

    Alles Gute, viel Glück, Gesundheit und Wohlergehen im jungen neuen Jahr!
    Herzliche Grüße
    Bernd

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    1. Lieber Bernd!
      Ich wünsche Dir ebenfalls von Herzen ein gutes, gesundes und glückliches neues Jahr 2024!
      Danke für Dein Mitlesen und Deine Kommentare, die mich immer freuen und die stets eine Bereicherung sind.
      Natürlich wird es auch Frühlings- und Herbstbücher geben – ich lese zu jeder Jahreszeit und gerade auch diese beiden Jahreszeiten mag ich sehr.
      Doch vielleicht ist es auch bei Büchern manchmal ein wenig so wie bei den Fotos, dass vor allem die weiße Winterpracht und der blühende Sommer besonders ins Auge stechen.
      So ist mir letztes Jahr aufgefallen, als ich alle Jahreszeiten auf der Liste hatte, dass es gar nicht so einfach war, explizite Frühlingslektüre zu finden.
      Ich freue mich auf baldiges Wiederlesen und wünsche Dir noch einen guten, entspannten Start ins neue Jahr! Barbara

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  2. danke für alles, liebe Barbara, und ein extradank für den „Zwölftelblick“, den gezwölftelten baum … möge das nun begonnene jahr dir viel schönes, inspirierendes bringen!

    herzliche grüße: pega

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    1. Von Herzen gerne, liebe Pega. Danke für die schöne Rückmeldung und ich wünsche Dir ebenso, ein gesundes, gutes, glückliches und inspirierendes neues Jahr 2024! Herzliche Grüße, Barbara

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