Nachdem das Jahr schon nahezu mit Sommertemperaturen gestartet war, präsentierte sich die zweite Januarhälfte überwiegend grau und ein klein wenig Schnee gab es auch. Ein paar Tage mit hauchdünner Schneedecke, die jedoch auch so schnell wieder schmolz wie Puderzucker auf einem warmen Apfelstrudel. Das häufige Grau in Grau lud dann doch eher zum Einigeln ein – Igelwetter eben. Ein Grund mehr, es sich zu gönnen, mit positiven, menschenfreundlichen und wohltuenden Büchern ins neue Lesejahr zu starten – Wellnesslesen war angesagt.
Doch bevor ich Euch meine Monatslektüre vorstelle, möchte ich noch schnell zwei Fernseh- bzw. Mediathektipps loswerden:
Ich habe seit langem wieder einmal eine Kurzserie bzw. sechs Folgen an drei Abenden geschaut: In der ARD lief „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“, welche die Rivalität des Bundesverfassungsschutzes und der Organisation Gehlen in den 50er Jahren und der Zeit des kalten Krieges thematisiert. Spannend und aufschlussreich – eine hochwertige Produktion mit guten DarstellerInnen und noch bis 24.07.2023 in der ARD Mediathek verfügbar.
Für alle Opernfans gibt es noch bis zum 20.02.2023 in der 3Sat-Mediathek eine Oper zu sehen, die nicht so oft auf den Spielplänen steht: Rossinis „Die diebische Elster“. Die Ouvertüre kennt man, aber jetzt hatte ich auch endlich die Gelegenheit, einmal das ganze (und mit 3 Stunden und 18 Minuten auch nicht gerade kurze) Werk in einer Inszenierung von Tobias Kratzer im Theater an der Wien zu sehen.
Aber jetzt zu meiner Januar-Lektüre, die sich mit zwölf Büchern durchaus sehen lassen kann:
Mit Erich Kästner ins neue Jahr rutschen, dann kann literarisch schon nicht mehr viel schiefgehen: „Drei Männer im Schnee“ ist eines meiner Allzeit-Herzensbücher und deshalb habe ich die Gelegenheit auch gleich genutzt, mit einer neuen Folge meiner Herzbowle ins neue Jahr zu starten. Ein zauberhaftes Winterbuch, das für mich immer wieder Balsam für die Seele ist.
Eine besondere, verspielt-märchenhafte Lektüre war der Debütroman der Grazer Autorin Rike Springer „Geistreich und Wandel“ – ein Loblied auf die Macht der Kunst, der Musik, des Theaters und der Kultur im Allgemeinen, der schwebend auf der Klaviatur zwischen Wachen und Träumen spielt.
Wahre Wellnesslektüre war auch der wunderbare Roman „Tage mit Felice“ des Tessiner Autors Fabio Andina, der in ruhigem Ton und mit viel Herzblut und Zuneigung einen Neunzigjährigen porträtiert, der ein einfaches, aber erfülltes Leben in einem Tessiner Bergdorf führt. Entschleunigend, berührend und einfach nur schön!
Und auch Karin Kalisa bringt in ihrem Roman „Bergsalz“ zum Ausdruck, was wirklich wichtig ist und worauf es letztlich ankommt im Leben. So durfte ich auch die zupackende Rentnerin Franzi kennenlernen, die plötzlich mit ihren Nachbarinnen das Leben in einem kleinen Allgäuer Ort gehörig aufmischt und ein großartiges Projekt auf die Beine stellt.
Und auch mein Lesekreis bescherte mir diesen Monat eine Wiederholungslektüre eines Buchs, das ich schon beim ersten Mal sehr mochte und das mich auch beim nochmaligen Lesen wieder aufs Neue berührt hat: Ewald Arenz‘ „Alte Sorten“. Im Herbst 2020 habe ich es bereits auf meiner Kulturbowle vorgestellt – aber vielleicht gibt es ja neue Gäste, die hier nochmal nachlesen wollen. Ein sehr sinnlicher, einfühlsamer Roman mit ernster Thematik, achtsam und erdend.
In eine andere Kategorie würde ich hingegen Andreas Schäfers „Das Gartenzimmer“ einordnen: die Geschichte eines Hauses im Berliner Stadtteil Dahlem enthüllt über verschiedene Jahrzehnte und die unterschiedlichen darin wohnenden Familien hinweg nach und nach so manch dunkles Geheimnis. Spannend zu lesen und man stellt sich die Frage, ob Häuser einen Einfluss auf das Lebensglück ihrer Bewohner haben können. Da ich noch nicht genau weiß, ob ich es noch schaffe, eine ausführliche Rezension zu schreiben – was in keinster Weise an der Qualität des Buchs liegt, sondern nur am etwaigen Zeitmangel: ausführliche Besprechungen finden sich bei Literaturreich, Fräulein Julia und Buch-Haltung – für alle die mehr wissen wollen.
Dazu passte gut Bettina Wilperts Roman „Herumtreiberinnen“, der ebenfalls drei verschiedene Schicksale in ein und dem selben Gebäude beleuchtet. Dieses Mal in Leipzig – drei Frauen, drei Epochen, drei politische Systeme: Da ist Lilo, die während des NS-Regimes als Kommunistin in der Lerchenstraße inhaftiert wird, Manja, die in den Achtziger Jahren zu DDR-Zeiten auf die venerologische Station für Geschlechtskrankheiten eingewiesen wird und Robin, die 2016 in einer Flüchtlingsunterkunft als Sozialarbeiterin Menschen betreut, die mittlerweile dort untergebracht sind.
Und auch einen historischen Schmöker der feinsten Sorte durfte ich im Januar noch genießen – mit Maggie O’Farrells „Porträt einer Ehe“, der mich nach Florenz und Ferrara entführte und in die Intrigen und dunklen Machenschaften des 16. Jahrhunderts bzw. das Zeitalter der Medici abtauchen ließ – in Kürze möchte ich hierzu noch ausführlicher berichten.
Brechts 125. Geburtstag am 10.02.2023 und ein baldiger Theaterbesuch waren Anlass für den nächsten Themenschwerpunkt und die folgenden Bücher:
Unda Hörners kleiner, feiner Band „Brecht und die Frauen“, der einen kurzweiligen und interessanten Überblick über die prägenden Frauen in Brechts Leben gibt und klarmacht, dass der Einfluss bzw. der aktive Anteil an seinem Werk gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Und als Vorbereitung für ein hoffentlich faszinierendes Live-Erlebnis im Theater: Bertolt Brechts „Leben des Galilei“ – denn im Schulunterricht hatte ich andere Brecht-Werke gelesen und somit auch hier eine Lücke zu schließen.
Und zu guter Letzt noch ein klassischer Fall für: „Wenn ein Buch ein anderes oder auch gleich mehrere nach sich zieht“ oder auch ein schöner Beweis, dass es sich unbedingt lohnt, auf die Empfehlungen von BloggerkollegInnen zu hören, sind die folgenden beiden Krimilektüren zum Monatsausklang:
In einem Cedervall-Krimi war ich auf die „Agatha Christie Schwedens“ Maria Lang aufmerksam geworden und weil es vom Wetter her gerade noch gut gepasst hat, habe ich mich gleich noch auf den Weihnachts-Winterkrimi „Tragödie auf einem Landfriedhof“ gestürzt – auch hier sind Kirche, Pfarrhaus und Friedhof wichtige Schauplätze.
Und im Zusammenhang mit Pastoren-Krimis bzw. den Krimis von Pfarrerstöchtern wurden mir in den Kommentaren auch die Krimis von Dorothy L. Sayers nochmal ans Herz gelegt – eine Empfehlung, der ich nur zu gerne gefolgt bin und zwar habe ich mich schließlich für den ersten Fall von Lord Peter Wimsey entschieden: „Ein Toter zu wenig“. Danke nochmal für die Tipps!
Ach ja, und ich habe für mein neues Jahresprojekt „23 für 2023“ wieder eine eigene Seite eingerichtet, die man hier findet – und im Januar gleich mal vier Punkte davon mit Leben bzw. Büchern gefüllt. Mit diesem Auftakt kann ich definitiv zufrieden sein.
Was bringt der Februar?
Ich freue mich auf Brechts „Leben des Galilei“ im Landestheater Niederbayern und bin schon sehr gespannt auf die Inszenierung und auf Antonia Reidel als Galilei.
Und während in der Hauptstadt die Berlinale stattfindet, hat ARTE im Februar auch wieder ein reiches Filmangebot – vielleicht kann ich ja die eine oder andere Kino-Wissenslücke schließen. Unter anderem läuft am 24.02.2023 um 20.15 Uhr „Schwesterlein“ mit Nina Hoss und Lars Eidinger und auch „Lieber Thomas“ über den Schriftsteller Thomas Brasch am 13.02.2023 (22.25 Uhr) würde mich interessieren (übrigens beide im Anschluss auch noch für eine gewisse Zeit in der Mediathek).
Und wie immer? Lesen, lesen, lesen natürlich – der Buchfrühling hat begonnen und viel Interessantes zu bieten und wenn dann vielleicht noch ab und zu ein paar Sonnenstrahlen den Weg durch den Hochnebel und die graue Wolkendecke finden, darf der Februar gerne kommen.
Werdet oder bleibt gesund, zuversichtlich und neugierig und genießt den kürzesten Monat des Jahres!
Die ausführlichen Rezensionen sind jeweils auf den farbig hinterlegten Titeln verlinkt und ein Klick führt direkt zum jeweiligen Beitrag, wo dann auch die entsprechenden bibliographischen Angaben zu finden sind.

Gaumen-Highlight Januar:Diesen Monat habe ich mich kulinarisch sehr gerne wieder einmal von Günter und seinem Blog „Ein Nudelsieb bloggt“ inspirieren lassen: Sein rauchiger Linseneintopf wurde nachgekocht, getestet und für sehr köstlich befunden. Die Rauchnote des geräucherten Paprikapulvers gibt dem Eintopf die besondere Note.
Musikalisches im Januar:
Für meinen Ohrwurm des Monats hat wieder einmal der hochgeschätzte Max Raabe und sein Palast Orchester gesorgt: „Wer hat hier schlechte Laune?“
Ein Lied für alle Lebenslagen – wer’s noch nicht kennt, kann hier auf YouTube reinhören.














Der Winter
Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet
Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen,
Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen
Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.Der Erde Stund ist sichtbar von dem Himmel
(Friedrich Hölderlin)
Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben,
Wenn hoch erscheint von Sternen das Gewimmel,
Und geistiger das weit gedehnte Leben.
Hölderlin setzt bei mir immer etwas in Bewegung! Danke für den schönen Leserückblick!! Auf einen fröhlichen Februar 🙂
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Danke, Alexander. Ich wünsche Dir auch einen spannenden und erfreulichen Lesemonat Februar! Vielleicht ja auch mit Hölderlin… 😉
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Mir geht es genauso 😉
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Dankeschön! Der Hölderlin passte gerade so gut… freut mich, wenn er den Geschmack trifft und „etwas in Bewegung setzt“! 🙂Herzliche Grüße!
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Dass mein einfacher Linseneintopf mit der rauchigen Note bei dir gut angekommen ist und sogar zum Gaumen-Highlight erkoren wurde freut mich riesig. Dein Leserückblick liest sich wie immer beindruckend. Da bekomme ich, ob meiner Lesefaulheit fast ein schlechtes Gewissen.🙈 Da könnte ich vielleicht nur mit Kochbüchern mithalten.😜
Vielen Dank und liebe Grüße aus Graz,
Günter
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Gern geschehen, Günter. Der Linseneintopf war wirklich ein Gedicht.
Und Kochbücher sind doch auch etwas Wunderbares! 🙂
Also bitte kein schlechtes Gewissen!
Ich freue mich schon auf die nächsten kulinarischen Nudelsieb-Inspirationen aus Graz und sende herzliche Grüße aus Landshut, Barbara
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Liebe Barbara,
für Deine neuerlich wohlgefüllte Bowle vielen Dank.
Um nochmal auf Erich Kästner zu kommen, hier nur auszugsweise zitiert die fünfte Strophe von „Der Januar“ aus: Erich Kästner, Die 13 Monate, dtv München 2015, ohne Seitenangabe:
„…
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und ist doch hunderttausend Jahre alt.
Es träumt von Frieden. Oder träumt’s vom Kriege?
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.“
Bis nächstes mal, friedliche und herzliche Grüße
von Bernd
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Danke, Bernd. Es freut mich, wenn meine Januarbowle Dir wieder zugesagt hat.
Ja, leider sind viele Zeilen und Worte Kästners wieder aktueller denn je.
Ich wünsche Dir ebenfalls friedliche Februartage und sende herzliche Grüße nach Nürnberg,
Barbara
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Oh, da sind doch ein paar Titel, die ich mir Mal notiert habe. Lord Peter Wimsey gehört schon seit meiner Jugend zu meinen Lieblingsdetektive, würde irgendwie etwas zur Seite gedrängt, ich werde ihn mir Mal wieder hervorholen.
Danke und liebe Grüße
Nina
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Schön, es freut mich, wenn ich da ein wenig inspirieren konnte. Ich hatte vor langer Zeit mal einen Band (außer Mitte)gelesen, aber jetzt mit dem ersten begonnen. Und habe jetzt auch auf jeden Fall Lust auf mehr bekommen. Herzliche Grüße und viel Spaß beim Lesen! Barbara
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Oh, da gibt es durchaus eine fortlaufende Geschichte
Ich wünsche viel Spaß
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Dankeschön! Band zwei liegt vorsichtshalber schon mal auf meinem Stapel bereit 🙂
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Also dass Du noch vor die Tür kommst wundert mich immer wieder 🙂
Und jetzt habe ich a) noch mehr Wissenslücken und b) Lust auf Apfelkuchen….
Wie immer ein Genuss.
Lg aus Düsseldorf.
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Danke, Nicole. 🙂
Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende – vielleicht ja auch mit Apfelkuchen…
Herzliche Grüße aus dem stürmischen Niederbayern,
Barbara
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Gerade mit Kästner angefangen. Ich bin hingerissen 🧡
Danke und schönes Wochenende!
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Das freut mich, Nicole und beneide Dich ein klein wenig. 🙂 Wie schön muss es sein, das Buch ein erstes Mal zu lesen. Weiterhin viel Freude im Schnee mit Kasimir und seinen Vätern! Liebe Grüße und ein wunderbares Wochenende! Barbara
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